Haus +2W | Tim Driedger

Ausgangslage Das Gebäude liegt im Frankfurter Westend. Es steht als ‚typisches Gründerzeitge-bäude‘ in einem Blockrand. Die nördliche Giebelwand ist eine gemeinsame Brand-wand mit dem Nachbarn Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Wohngebäude erstellt. In den Vollgeschossen war ursprünglich jeweils eine Wohnung (á ca. 200m²) vorhanden, im Dachgeschoss (IV. OG) waren drei kleinere Wohneinheiten ausgebildet. Die Traufe war um ca. 2,50m niedriger als die der nördlichen Nachbargebäude Die Bestandskonstruktion besteht – typisch für ähnliche Gründerzeithäuser – aus massiven Wänden mit Holzbalkendecken. Entwurfsbeschreibung Das Haus hat im Sinne eines ‚respektvollen Weiterbauens‘ eine Aufstockung um ein Vollgeschoss sowie ein neues Dachgeschoss erhalten. Die First- und Trauflinie des Nachbargebäudes wurde aufgenommen und weitergeführt, das Gebäude dem vor-handenen Blockrand angepasst. Die Aufstockung setzt sich in Details und Materialwahl als gleichermaßen zurückhal-tend wie zeitgemäß modern gestaltet ab. Denkmalschutz Alle Maßnahmen mussten intensiv mit dem Amt für Denkmalschutz abgestimmt werden. Die Fenster der Aufstockung werden jeweils über den Bestandsfenstern angeordnet und mit gleicher Breite ausgeführt. Die neuen Fenster wurden bodentief gestaltet und erhielten eine außenliegende Brüstungsbekleidung aus Lochblech - hierdurch wird aus der Fußgängerperspektive der Eindruck erweckt, dass das Ge-staltungsprinzip der nach oben hin abnehmenden Höhe der tief in den Laibungen liegenden Fenster fortgeführt wird. Für die Innenräume entstehen hingegen vorteil-hafte Belichtungssituationen sowie ein energetisch vorteilhafter solarer Energieein-trag. Gleichzeitig erhalten die Räume dadurch jeweils ‚französische Balkone‘, die einen Außenbezug ermöglichen. Brandschutz Das Gebäude ist aufgrund seiner Höhe in der Gebäudeklasse 5 eingeordnet, so dass viele der wesentlichen Bauteile in der Qualität 'F 90' ausgebildet werden muss-ten. Da der Bestand keine massive Bauweise aufnehmen konnte, wurde eine Aus-nahmegenehmigung für einen Holzbau ('F 90 BA') erwirkt. Grundriss-Organisation Die Organisation der Wohnungen wird dadurch geprägt, dass diese jeweils Bezug zur Straße und zum Innenhof haben. Da das Treppenhaus des Gebäudes an der südlichen Giebelwand liegt, kann dies nur durch eine räumliche ‚Verschränkung‘ der beiden Einheiten erreicht werden. In der Grundriss - Mitte liegen hierfür zwei winkel-förmig angeordnete Treppen in einer konzentrischen ‚3D-Ying-Yang‘ – Anordnung. Eine Wohnung erhält einen Balkon im IV. OG hofseitig oberhalb des bestehenden Balkonbauwerks mit entsprechender Loggia. Die zweite Wohneinheit erhält eine Loggia durch einen Einschnitt in die westliche, straßenabgewandte Dachfläche. Energie und Natur Beide Wohnungen verfügen über Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückge-winnung sowie ein sehr hohes Dämmniveau- Damit wird der Heizenergieverbrauch trotz innerstädtischer Lage und der Bestandssituation sogar ca. 20% unter den ei-nes Neubaus gesenkt. Die innenliegenden Treppenräume öffnen sich als 'Wärmekamin' bis unter die Dachhaut, wo motorisch betriebene Dachflächenfenster eine Abfuhr der sommerli-chen Wärme ermöglichen. Die massiven Holzdecken wurden – in einem bisher so nicht eingesetzten Verfahren - direkt mit einer Brandschutz-Beplankung versehen, damit die Speicherfähigkeit erhalten bleibt und das Raumklima damit verbessert werden kann. Hierfür wurde ei-ne 'Zulassung im Einzelfall' erwirkt.