MUSEUM OF THE 20TH CENTURY, BERLIN

Berlin / Germany / 2016

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The project was presented in the competition for the new Museum of the 20th Century, Berlin.
Explanation Report (in German):
E1 LEITIDEE Die Gebäude des Kulturforums präsentieren sich als autarke Solitärbauten und augenscheinlicher Ausdruck für die Ideen- und Standardoffenheit des städtebaulichen Masterplans für diesen zwischen den zwei Landmarken – Tiergarten und Landwehrkanal – gelegenen Teil von Berlin. In der Mitte zwischen den Einrichtungen liegt ein freier, unkonventioneller Platz – das jetzt zur Gestaltung ausgeschriebene Baufeld. Diesen Raum, der wegen der baulichen Wirkung der bereits um den Platz herum bestehenden Einrichtungen freigehalten wurde, gilt es nun zu strukturieren und zu ordnen. Auf Grund ihrer Größe und Gestalt fordern diese Baukörper einen unbebauten Umraum, damit ihre herausragende Konzeption voll und ganz zur Wirkung gelangt. Insofern gilt es die Gestaltung einer neuen Ordnung mit der Beibehaltung eines baufreien Raums behutsam auszutarieren.
Unser Konzeptvorschlag sieht vor, das neue Museum des 20. Jahrhunderts als in den städtebaulichen Zusammenhang eingebundenen Teil und Kernelement des Komplexes – als Dreh-und Angelpunkt des Kulturforums – zu gestalten. Der Bau soll durch starke Eigencharakteristik wirken, gleichzeitig aber auch – durch seine eingepasste Platzierung und streng bemessene Gebäudevolumetrie – die Präsenz und Autonomie der benachbarten Bauten verstärken und einen Freiraum schaffen, der den Dialog insbesondere zwischen der St. Matthäus-Kirche von Friedrich August Stüler und Herbert Wentzel, der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe und der Berliner Philharmonie/ Kammermusiksaal von Hans Scharoun aufrecht erhält.
Dieser Außenraum – ein großer, weitläufiger baumbestandener Platz – soll auch den Brückenschlag zwischen der Stadt und dem Museumsinneren herstellen, den Vorhof zum Museum bilden und zum Eingang hinleiten. Diese Disposition entspricht einer klaren Museumskonzeption: unkonventionelle Annäherungsräume zur freien Nutzung auf Stadtebene und daran anschließend im Museumsinneren die dem Museumsbetrieb vorbehaltenen, viel Platz bietenden Museumsräume und Ausstellungs- und Forschungsbereiche.
E2 STADTEBAULICHE EINBINDUNG Das Wettbewerbsgelände liegt inmitten einer Reihe herausragender Bauten – die St. Matthäus-Kirche, die Berliner Philharmonie/ Kammermusiksaal, die Neue Staatsbibliothek und die Neue Nationalgalerie. Es bildet das Herzstück eines weiträumigen städtischen Raums, der nun in eine Art Empfangsvestibül für das gesamte Kulturforum umgestaltet werden soll, dabei gleichzeitig aber das kulturelle Grundkonzept in seiner Identität bewahrt.
Ausgehend von zwei langgestreckten – nach kartesischem Bezugssystem zu der St. Matthäus-Kirche und der Neuen Nationalgalerie konzipierten – zueinander perpendikulär angeordneten Gebäuderiegeln definiert das neue Museum den Freiraum neu und lässt dort einen baumbestandenen Platz entstehen. Dieser Platz geht über in den Vorplatz und führt dann zum Eingang des neuen Museums hin. Die Höhenunterschiede des öffentlichen Raums – zwischen Potsdamer Straße, baumbestandener Platz und Vorplatz - werden durch eine in Nord-Süd-Richtung angeordnete Treppe und Rampe überwunden, die an einer mächtigen, geschichtsträchtigen Platane – dem Referenzpunkt des Ortes - ausgerichtet sind.
Die Gebäudekörper des neuen Museums des 20. Jahrhunderts lassen einen Platz entstehen, der wie eine Verbindungsplattform zwischen den einzelnen, um ihn herum angeordneten Kultureinrichtungen wirkt. Dieser baumbestandene, der freien Benutzung zur Verfügung stehende Raum stellt für die Lebensart der offenen Stadt eine zusätzliche Bereicherung dar.
Die zwei Gebäudekörper – beides langgestreckte Sichtbetonriegel – erstrecken sich jeweils am Rand des ausgeschriebenen Baufelds – wobei der eine im Westen die Potsdamer Straße und der andere im Süden die Sigismundstraße flankiert. Sie erscheinen wie hierarchisch angelegte Stoen, die als Kernelement das Bild der Städte der Klassik prägten, die als Wiege der europäischen Kultur gelten. Die Bauten formen einen Agora-ähnlichen Platz, der in diesem Projekt ein Baumfeld ist – ein Platz der Begegnung. Am Punkt, wo sie aneinander treffen, sind sie eingerückt und erschließen so den Zugang von der zum Vorplatz erhöht gelegenen Potsdamer Straße aus. Von dieser Straße eröffnet sich das Blickfeld auf den Bau der Neuen Nationalgalerie. Zu diesem stellt das neue Museum auch seine stärkste Beziehung her, denn sein Raumprogramm ist auf das der Neuen Nationalgalerie abgestimmt. Der östliche Baukörper schließt in seiner Höhe mit der Unterkante des Flachdachs des Baus von Mies van der Rohe ab; die Höhe des südlichen Gebäudes ist nach der Fensterhöhe des auf dem Granitsockel stehenden Glasbaus bestimmt. Die einzelnen Ausrichtungen und Bezüge stellen zu dem Bau der Neuen Nationalgalerie eine direkte Verbindung dar, mehr noch: sie stehen in Einklang zu ihr.
Ziel ist die Errichtung eines deutlich architektonisch geprägten, als öffentliches Gebäude erkennbaren Baus für Kulturzwecke in angemessenem Maßstab, der sich in das Stadt- und öffentliche Raumbild einfügt und ein Referenzbau seiner Zeit zu werden verspricht.
E3 RAUMKONZEPT Das Herzstücks des Baus des neuen Museums des 20. Jahrhunderts wird durch das Foyer verkörpert, zu dem man vom Vorplatz im EG gelangt. Dieses 18m hohe Foyer dient als zusätzlicher Ausstellungsraum und verbindet sämtliche öffentlich zugängliche Museumsbereiche. Von ihm aus sind die drei räumlichen Hauptbereiche erkennbar: (1) Wechselnde Sammlungspräsentationen, im EG; (2) Ausstellungsbereiche im 1.UG; (3) und öffentlich zugängliche Bereiche (Shop, Restaurant/ Café), ebenfalls im EG. Über eine Treppe oder mit dem Fahrstuhl gelangt man von hier in sämtliche Museumsbereiche.
Der öffentlich zugängliche Bereich und der Multifunktionale Medienraum sind um den Vorplatz herum angeordnet. Sie verfügen jeder über einen separaten Zugang und stellen einen von den Museumsöffnungszeiten unabhängig funktionierenden Teil, der für eigenständige Veranstaltungen – wie Kongresse, Seminare, Konferenzen und Vorträge – nutzbar ist. Die für Bildung, Vermittlung, Besucherdienste vorgesehenen Räume liegen ebenfalls direkt am Foyer im 1.OG.
Das neue Museum des 20. Jahrhunderts soll ein kompakter Zweckbau mit starker architektonischer Identität sein und seine Funktion und Zweck hinreichend verkörpern: Ausstellung von Werken und Verbreitung von Ergebnissen der Kunstforschung. Hierzu sollen klar erkennbare, flexibel gestaltbare Ausstellungsräume und praxisbezogene, schnelle interne Verkehrswege dienen.
Die Ausstellungsbereiche folgen auf das Eingangs-Foyer und liegen alle mit Ausnahme der Wechselnden Sammlungspräsentationen im 1.UG – und somit auf gleicher Ebene wie der Ausstellungsbereich der Neuen Nationalgalerie. Die nach Exponatarten untergliederten Ausstellungsräume sind geräumig konzipiert und in Module unterteilbar, so dass der Aufbau der jeweiligen Ausstellung frei disponierbar ist. Alles ist um die Räume Sammlung NG (Kunst nach 1945) angeordnet. Von hier aus beginnt ein kontinuierlicher Museumsrundgang durch die Sammlungsräume und Sonderräume für Kunstwerke, einschließlich der Räume Sammlung NG (Pietzsch Kunst vor 1945), der direkt an den Ausstellungsbereich der Neuen Nationalgalerie anschließt und somit unabhängig von den sonstigen Ausstellungsräumen geöffnet werden kann.
Begleitend zu den als Rundgang angeordneten Räumen mit unterschiedlichen Raumgrößen sind sechs Räume strategisch so vorgesehen, dass sich der Besucher dort im Laufe seines Ausstellungsbesuchs hinsetzen, ausruhen und die Eindrücke nachhaltig auf sich wirken lassen kann. Außerdem steht ihm dort spezifisches Dokumentationsmaterial in Form von Katalogen, Büchern u.v.a.m. zur Verfügung, anhand dessen er das Gesehene durch Lesen vertiefen kann. Diese Nebenräume sind dennoch dem Ausstellungsbereich zuzurechnen. In einigen befindet sich eine kleine Bar oder Cafeteria, andere haben Blick nach draußen, z. B. wenn man zur großen Platane zurückkommt, wieder andere liegen neben Leseräumen oder bieten eine eher ungezwungene Atmosphäre. Sie sind den von Alexander Rodchenko konzipierten Räumen nachempfunden, die in seinem 1925 im Russian pavilion at the International exhibition of decorative arts in Paris vorgestellten Werk "Worker Club" dargestellt sind.
Die Bereiche Verwaltung und Kunstarchiv befinden sich gleich neben den Ausstellungsräumen – im 2.UG – und erleichtern dadurch die mit der Vorbereitung und dem Aufbau der Ausstellungen verbundenen Arbeiten.
Das oberste Geschoss liegt im Dach des Museumsbaus und beherbergt Arbeitsräume, die in unmittelbarem Kontakt zur äußeren Umgebung stehen. Von hier oben eröffnet sich ein Blick über das gesamte Kulturforum. Zu diesen auch eng mit dem Foyer verbundenen Arbeitsbereichen zählen Forschungsbereiche – die mit den Räumlichkeiten für Restaurierung und Konservierung verbunden sind. Von diesen führen direkte, horizontale und vertikale, ausschließlich dem internen Personal vorbehaltene Verkehrswege zu den zentralen Bereichen Anlieferung, Ein- und Auspacken und Depots. Weiterhin bestehen getrennte Zugangsmöglichkeiten und Verkehrswege für die Öffentlichkeit, Techniker, Personal, Müllentsorgung und Lieferanten. Lieferungen erfolgen in Anbindung an die bestehenden Zufahrten zum Kammermusiksaal über die derzeitige Scharounstraße. Flucht- und Rettungswege und Notausgänge, sowie betriebstechnische Infrastrukturbereiche, Verlegungsschächte und -führungen sind ordnungsgemäß vorgesehen.
Die der Verteilung des Raumprogramms zugrundeliegende Konzeptlogik ermöglicht nicht nur, sondern trägt auch dazu bei, dass die Gesamt-Bruttogrundfläche stark reduziert werden kann, ohne hierdurch die Nutzfläche zu mindern – d.h. eine eindeutig auf Essentialisierung ausgelegte Strategie, die aber dennoch ihrem Versprechen nach programmatischer und räumlicher Vielfalt nachkommt.
E4 LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHE EINBINDUNG Der Entwurf für das neue Museum sucht sich in das fortgesetzte Leitkonzept für den öffentlichen Raum der Stadt einzupassen. Eine Fortführung des stratigrafischen Verständnisses des Ortes, wo als die Zeit überdauernde Elemente die Achse Tiergarten - St.-Matthäus-Kirche von besonderer Bedeutung ist, auf die bereits Mies van der Rohe bei der überlegten Platzierung abstellte, durch die er die Kirche mit dem herausragenden Bau der Galerie in Bezug zu setzen wusste. Diese Achse wird noch unterstrichen durch die entlang der Herbert-von-Karajan-Straße vorgesehene Lindenallee, die durch einen langen, am steingepflasterten Matthäi-Kirchplatz endenden Kiesweg, der zum Museumseingang hinweist, eine Verbindung zwischen dem Tiergarten und dem Baufeld des neuen Museums herstellt.


Das Baumfeld bildet den geometrischen Mittelpunkt der rechtwinklig zueinander verlaufenden Achsen von Philharmonie/ Neue Nationalgalerie und Gemäldegalerie/ Neue Staatsbibliothek und somit den Punkt, an dem die einzelnen Zeit-Raum-Relationen vor Ort aufeinandertreffen, die nun durch die Setzung eines überirdisch sichtbaren und eines unterirdisch verdeckten Teils des neuen Museums geklärt werden sollen.
Der öffentliche Raum auf der Dachfläche des unterirdischen Baukörpers des Museums ist gleichzeitig Stadt und möglicher Ort für Begegnungen im Außenraum des Museums. Das Baumaterial - Granit – soll bewusst Kontinuität zwischen dem älteren Bodenbelag der historischen Stadt und der Neuen Nationalgalerie schaffen.
In Südansicht auf den Baukörper taucht der Bau von Mies van der Rohe gleichsam auf den Wipfeln der Kirschbäume des Baumfeldes aufgesockelt auf. Von hier aus geht der Besucher eine breite Rampe hinab zum Vorplatz, wobei der Eingang zum Museum immer klarer in sein Blickfeld gelangt und gleichzeitig die Neue Nationalgalerie immer weiter am Horizont verschwindet. In umgekehrter Richtung öffnet die Rampe den Weg vom Museum zur Stadt und den öffentlichen Raum: hier fungiert die Platane als richtungsweisendes Wegelement. Auf dem Platz erhält sie dadurch ihren Sinn und stärkeren Bezug zu den übrigen Elementen auf dem Platz
Als Werksteinkonglomerat wird Granit wirkungsvoll mit verschiedener Körnung, Musterung und Formaten verwendet: angefangen bei den filigran verlegten, unregelmäßig behauenen Steinen des Matthäikirchplatzes über größere Pflasterquader am Baumfeld bis zu der exakt verlegten Granitbeplattung auf dem Vorplatz in Fortführung des Platzes vor der Neuen Nationalgalerie. Die Kirschbäume zeugen lebendig vom Wechsel der Jahreszeiten auf dem zeitlos gleichbleibenden Granitplatz: ihr Dach lädt ein zu Spaziergängen, zum Einhalten, Schatten suchen und zu Sinneserfahrungen bei verschiedenen Witterungen.


An der Sigismundstrasse liegen die vorgeschriebenen Parkplätze (14 PKW-Plätze für mobilitätseingeschränkte Besucher und eine Bushaltestelle) sowie Fahrradstellplätze gleich oben an der Rampe.

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    Project details
    • Year 2016
    • Status Competition works
    • Type Museums / Art Galleries
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