Vermessenheit der Schöpfung | Presumptuousness of Creation | Bartek Juretko

Museum für Junge Kunst | Museum for Young Art, Entwurf bei Calle Petzinka Baukunstklasse Dusseldorf / Germany / 2016

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„Kunst ist wenn der Künstler sagt dass es Kunst ist” ²

Marcel, Du Grundgütiger! So weit ist es schon gekommen.
Man hat uns bereits davor gewarnt:
“Gott ist tot und Ihr habt ihn getötet” ³schrie einer und warnte vorm Übermenschen. Und jetzt geht es anscheinend los:


Schöpfung, Schöpfung, Schöpfung.


Der Mensch als Schöpfer - Vermessen den Menschen als Schöpfer zu bezeichnen? Ist er denn kein Schöpfer? Man muss ja nicht gleich eine Welt neu erfinden und neue egomanische Religionen begründen. Wir wollen bescheiden bleiben: Macht das Schöpfen eines Schematas in Gips, was z.B. an einen Hasen erinnert, aus einem Menschen nicht auch einen Schöpfer - auch wenn nur einen kleinen, abbildenden Hasenschöpfer?


Und nun ist es aber noch heikler geworden. Seit ca. einem Jahrhundert ist der Begriffsrahmen der Kunst vollkommen entgrenzt. Alles kann Kunst sein, selbst wenn der Hase schon tot ist oder an seiner Stelle Dreiecke oder andere abstrakte und konstruierte Dinge auftreten.
Und Dinge ist dabei mannigfaltig gemeint: alle möglichen Gegenstände der Anschauung - Objekte, Handlungen, wirtschaftliche Unternehmen, Politik - was der Abgrenzung zur Egomanie in den letztens Punkten eine notwendige Schärfe bedingt. Die beschränkte Zuteilung der Kunst jedenfalls in eine Ecke scheint aufgehoben, der Künstler braucht sich nun nicht mehr zu schämen, viel mehr könnte man nun von einer Eigenschaft oder einem substantivierten Adjektiv sprechen:
das Künstlerische an etwas.


Mit der Entgrenzung des Künstlerischen von einem mehr oder weniger konkreten Handwerk auf alles nur erdenklich Mögliche, was mit dem Leben zu tun hat, betritt eine Mannigfaltigkeit der Kunst die Bühne, die zuerst schwer überschaubar scheint, die in dieser frühen Zeit der Unbeschränktheit wirkt wie eine Ansammlung von verschiedenen Sprachen, die verwirrte Zungen schafft.


Leider ist es faktisch gesehen öfter und eher das Animal Laborans, Hannah Arendt’s Modell des Menschen als arbeitendes Tier, welches sich im Arbeiten des Menschen widerspiegelt, aber das Modell des Homo Faber von Max Scheler, oder des Faber Mundi aus der Renaissance als Kontroverse zu Gott als Schöpfer leitet nicht nur einen theologischen Diskurs ein, sondern viel mehr einen ethischen. Man landet früher oder später unweigerlich bei der praktischen Vernunft. Das Modell des schaffenden Menschen stößt nicht nur theologisch auf eine Kontroverse, sondern noch viel tiefgreifender in der Geschichte des Menschen, im Bereiche der Ethik oder der Philosophie der praktischen Vernunft, auf Grenzereignisse, die nach den Regeln fragen, welche z.B. den Eiffer von Wissenschaftlern in der Forschung dahingehend einschrenken, als sie eine Gottesähnlichkeit und einen Größenwahnsinn des Menschen als Schöpfenden zum Thema machen.
Was heisst denn nun, wenn die Kunst sich auf mannigfaltige Weisen äussern kann, die nur durch Grenzen der Möglichkeiten des Lebens eingeschränkt werden können, für die praktische Vernunft?


 31 Du, o König, sahst: und siehe, ein großes Bild; dieses Bild war gewaltig, und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war schrecklich. 32 Dieses Bild, sein Haupt war von feinem Gold; seine Brust und seine Arme von Silber; sein Bauch und seine Lenden von Erz; 33 seine Schenkel von Eisen; seine Füße teils von Eisen und teils von Ton. 34 Du schautest, bis ein Stein sich losriss ohne Hände, und das Bild an seine Füße von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte. 35 Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, das Erz, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu der Sommertennen; und der Wind führte sie hinweg, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Und der Stein, der das Bild geschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und füllte die ganze Erde. 36 Das ist der Traum; und seine Deutung wollen wir vor dem König ansagen:
37 Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat; 38 und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt – du bist das Haupt von Gold. 39 Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, niedriger als du;  - Bibel


2 Zitat von Marcel Duchamp
3 aus “Die Fröhliche Wissenschaft” von Friedrich Nietzsche

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    Project details
    • Year 2016
    • Work started in 2013
    • Work finished in 2016
    • Status Completed works
    • Type Parking facilities / Museums / Exhibition Design / Art Galleries / Exhibitions /Installations
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