Wettbewerb Massenkenotaph für die Opfer in Maly Trostinec | Bartek Juretko
Memorial to the Murdered Jews from Austria in Maly Trostinec Minsk / Belarus / 2013
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Massenkenotaph für die Opfer in
Maly Trostinec
Der Beitrag zum Ideewettbewerb beinhaltet
zwei Elemente: Ein Denkmal und einen
Vorschlag zum Umgang mit dem Gelände,
auf dem sich die Hinrichtungsstellen und
Massengräber befinden, nachfolgend als
Gedenkgelände bezeichnet.
Das Denkmal empfängt die Besucher an
einer Gabelung, durch die das Gedenkgelände
hauptsächlich erschlossen und
aufgespannt wird. Es schafft an dieser
prominenten Stelle einen Anker- und Ausgangspunkt,
der aus dem Süd-Westen
kommend bereits von Weitem sichtbar ist.
Einem Massengrab eines solchen Ausmaßes
gebührt ein dementsprechendes
Massengrabmal. Für die hohe Zahl der
Opfer steht stellvertretend ein Kenotaph
monumentaler Größe; ein leeres Grab
ohne menschliche Überreste, welches
ebenso als Denkmal fungiert.
Die Darstellung des Körpers im Dies- und
Jenseits zeigt sich in der historischen Entwicklung
der Gestaltung von Grabmälern
als immer wiederkehrende Thematik.
Zunächst als Sarg, später als Darstellung
einer Erhebung über dem zugeschütteten
Grab, ist die körperhafte Erscheinung einer
Masse repräsentativ für den vom Dieszum
Jenseits reisenden Körper, ähnlich
dem Grabmal Niccolo Forteguerris von
Andrea Del Verrocchio, oder dem Niccolo
Trons von Antonio Rizzo
Besonders auf jüdischen Friedhöfen findet
man derart große Monumente vor, dass
diese dem, beziehungsweise den Verstorbenen
wörtlich als Haus dienen sollen.
Die maßlose Unmenschlichkeit, verkörpert
durch die vielfache Ausdehnung eines
üblichen Grabmals, lässt dieses Kenotaph
(8m breit, 12m lang, 3m hoch) eher als
„Gebäude“ erscheinen. Es ist nicht betretbar,
es ist mit Erde gefüllt und es gibt
keinen Eingang. Die Wände sind umlaufend
mit Platten aus Schwarzem Granit
verkleidet, auf denen die Namen aller
13.500 Verstorbenen eingraviert und somit
berührbar gemacht sind. Es sind ebenfalls
Angaben zur Gedenkstätte und ihrer
Geschichte an einer der Wände untergebracht,
so dass Besucher sich informieren
und orientieren können.
Das Zusammenfassen aller Namen an
einer Stelle in einem gemeinsamen Denkmal
erscheint in Anbetracht der großen
Anzahl an Opfern als pragmatischste
Lösung. Die Vorstellung eines Flanierens
auf den tatsächlichen Massengräbern wirkt
missachtend.
Das Gedenkgelände ist deshalb als eine
Enklave, ebenso wie das Denkmal, in
seiner Erscheinung nicht physisch zugänglich.
Das gesamte Gelände, auf dem sich
die Hinrichtungsstellen und die eigentlichen
Massengräber befinden, wird eingezäunt
und ist nicht erfahrbar. Es wird somit
ausgegrenzt und die Besucher können
dem lediglich gedenken. Begrifflich müsste
es ebenfalls als Exklave bezeichnet
werden, denn das gesamte Gebiet ist
gleichzeitig ausgegrenzt, und doch handelt
es sich um einen Teil des Eigenen.
Tatsächlich ist es weder Exklave, noch
Enklave: Es ist eine transzendente Zone.
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Massenkenotaph für die Opfer in Maly Trostinec Der Beitrag zum Ideewettbewerb beinhaltet zwei Elemente: Ein Denkmal und einen Vorschlag zum Umgang mit dem Gelände, auf dem sich die Hinrichtungsstellen und Massengräber befinden, nachfolgend als Gedenkgelände bezeichnet. Das Denkmal empfängt die Besucher an einer Gabelung, durch die das Gedenkgelände hauptsächlich erschlossen und aufgespannt wird. Es schafft an dieser prominenten Stelle einen Anker- und Ausgangspunkt, der aus dem...
- Year 2013
- Work started in 2013
- Work finished in 2013
- Status Unrealised proposals
- Type Cemeteries and cemetery chapels / Monuments / Shrines and memorials / Synagogues
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