House D | Döllmann Design + Architecture

„Wir wollen eine Burg, kein Einfamilienhaus“ sagten die Bauherren beim ersten Treffen, „mit Turm“.
Nun ja, aber es gibt eine Bauordnung! Und mit den Elfenbeintürmen ist das selbst im Märchen so eine Sache…. Ganz ernst war das Statement der Eigentümerfamilie wohl auch nicht gemeint, aber es beschreibt eine Stimmungslage, die den Wunsch nach einem privaten, geschützten Rückzugsort umreißt. Ja, es hätte auch gerne eine gründerzeitliche Villa sein dürfen, aber es kam anders:
Als Rückzugsort war das Grundstück perfekt gewählt. Lage direkt am naturschützen Wald mit wunderbarem Baumbestand, uneinsehbar – bis auf die Straßenseite.

Die Idee der Burg – zurückgezogen zum öffentlichen Raum, aber in sich mit vielfältig zergliederten, mit ungewöhnlichen Aussichtspunkten und Außenbereichen – bestimmte den Entwurfsprozess dieses Einfamilienhauses.
Geschlossen zur Straßenseite öffnet sich das Gebäude mit großen Glasflächen ganz zum privaten Garten und dem angrenzenden Wald. Dabei ist die Ausrichtung so gewählt, das durch Überkragungen eine Selbstverschattung aller Fenster gegeben und kein weitergehender Sonnenschutz notwendig ist. Niedrigenergiestandard ist damit selbstverständlich.

Durch die Ausnutzung der Grundstücksniveus entstand eine überraschende Grundrißkonfiguration:
Ein komplexes Multi-Splitlevel-Layout bindet alle Ebenen mit einem offenen Innenraum zusammen. Alle Ebenen haben autarken Gartenzugang. Die Gartengestaltung zieht sich damit nicht nur um das Haus, sondern förmlich über alle Wohnebenen. So ist es möglich, alle Geschosse des Hauses vom Garten aus zu begehen, ohne die innere Erschließung des Hauses zu benutzen. Ganz ähnlich dem Wehrgang einer… nein, eine Burg ist dann doch nicht entstanden:
Aber ein fröhliches, der umliegenden Natur zugewendetes Familiendomizil.

Das Haus wurde zu den 100 besten Einfamilienhäuser Deutschlands 2017 gewählt.

Winner des German Design Award 2024.

Fotos von Christian Reichelt, Blickpunkt.